Trends & Technik

Robotik, Internet der Dinge, 3-D-Druck – alles Schlagworte, die uns täglich vor Augen führen, wie schwindelerregend schnell sich das Rad der Zeit dreht und wie neue Technologien unseren Alltag prägen. Wir beurteilen aktuelle Trends, leiten die Konsequenzen für das Recycling ab und teilen diese Themen mit Ihnen.


Photovoltaik

Photovoltaik – das neue Geschäftsfeld der SENS

Seit Anfang 2015 werden an allen SENS-Sammelstellen Photovoltaik-(PV-)Module zurückgenommen. Das erklärte Ziel der SENS ist es denn auch, dass im revidierten VREG die PV-Module den Haushaltelektrogeräten gleichgestellt werden. Eine Rückgabepflicht für den Konsumenten und eine entsprechende Rücknahmepflicht für Hersteller und Händler dürfte sich auch im Bereich PV-Module bewähren.

Heute werden die Photovoltaik-Anlagen der ersten Generation kontinuierlich abgebaut und durch moderne, effiziente Anlagen ersetzt. Dieser Trend zeigt sich sehr klar in den Rücknahmequoten: Wurden 2015 noch je rund 70 Tonnen PV-Module mit SENS recycelt, waren es im Jahr 2016 bereits rund 120 Tonnen.

Ins Rücknahmesystem gelangen heute zwei verschiedene PV-Module: Silizium-Zellen und CIGS-Dünnschichtzellen. Letztere beinhalten die Schadstoffe Kupfer und Selen, die es zu entfernen gilt. Diese schadstoffhaltigen Module sind in der Schweiz allerdings äusserst selten, da sie sich für das hiesige Klima oder die Topographie kaum eignen. Schweizer Anwender haben sich in der Vergangenheit grossmehrheitlich für die teureren, aber robusteren Silizium-Zellen entschieden. Diese bestehen zu 80 Prozent aus Glas und beinhalten ausserdem die Wertstoffe Aluminium und Kunststoff.

Obwohl frei von Schadstoffen, stellen auch Silizium-Module fürs Recycling eine beträchtliche Herausforderung dar, sind ihre Verbundfolien doch vergleichsweise schwer zu lösen. Auch stellt Glas nur einen geringen Recyclingwert dar, was seine Rückgewinnung finanziell kaum attraktiv macht. Hinzu kommt, dass Glas die Recyclingschredder über die Gebühr beansprucht. Trotz allem: Im SENS-Rücknahmesystem sind sie willkommen. Nicht zuletzt deshalb, weil wir glauben, dass die Schweiz mit einer dezentralen Stromgewinnung mittels Photovoltaik ein gutes Stück Unabhängigkeit von Energieimporten aus dem Ausland zurückgewinnen könnte.

(Siehe auch: https://www.elektrotechnik.ch/artikel/recycling-von-photovoltaik-modulen)


Lithium-Ionen-Batterien (LIB)

Brandgefahr von LIB in Elektrogeräten

Über Brandgefahr im Zusammenhang mit LIB wurde in den Medien besonders in der zweiten Hälfte des Jahres 2016 ausführlich berichtet.

«Als Powerpakete sind diese Akkus grundsätzlich gut», relativiert Roman Eppenberger, Mitglied der Geschäftsleitung und seit 2016 bei SENS verantwortlich für Technologie und Qualität, deren Gefährlichkeit. «Allerdings», betont er, «wenn sie beschädigt sind, verursachen sie grössere Probleme.» Um solche zu vermeiden, wurden bereits 2015 die Vorschriften für den Umgang mit Sammelgut, respektive Elektroaltgeräten (EAG), welche LIB beinhalten, angepasst und im Regelwerk ADR¹ 2015 festgelegt – dies übrigens in Übereinstimmung mit den europäischen Nachbarländern. Ab Anfang 2016 wurden diese Anpassungen bei der Lagerung und im Transport Schritt für Schritt umgesetzt. Dabei stellte der Abschied von der gängigen Praxis, LIB-haltige Elektroaltgeräte als Schüttgut im Container zu sammeln und zu transportieren, für alle Beteiligten die grösste Herausforderung dar.

Die Arbeitsgruppe «LIB in EAG», bestehend aus Vertretern der drei Rücknahmesysteme SENS, Swico und Inobat, hat im Jahr 2016 Änderungsvorschläge für die ADR-Regeln entgegengenommen und in die Vorschriften eingebaut. Die Vorarbeit für eine reibungslose und regelkonforme Sammlung und Beförderung von LIB-haltigen Elektroaltgeräten ab 2017 ist geleistet.

¹ ADR – Accord européen relatif au transport international des marchandises Dangereuses par Route; Europäisches Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Strasse.


Trend Nanotechnologie

Gute Nanotechnologie – böse Nanotechnologie?

Um die Jahrtausendwende herum wurden von der damals noch neuen Nanotechnologie wahre Wunder erwartet.

Kunststoffe etwa, die mit Hilfe von Nanoadditiven die Festigkeit von Stahl und die Leichtigkeit von herkömmlichen Kunststoffe verbinden sollten. Diese gibt es bisher noch nicht. Dagegen wird der Nanotechnologie im medizinischen Bereich nach wie vor grosses Potenzial zugeschrieben.

Aber erst in der Behandlung von Oberflächen hat sie sich etabliert: Autolacke beispielsweise werden mit Nanofilmen kratzfester, und sie weisen Schmutz und Wasser ab.

Neben vielen positiven Eigenschaften bergen Materialien, die in einen Nanomassstab gebracht werden, jedoch auch ihre Gefahren. Nanoteilchen wurden in der Blutbahn von Tieren und Menschen nachgewiesen, und man weiss inzwischen, dass sie nicht nur den Magen-Darm-Trakt durchdringen, sondern sogar die Blut-Hirn-Schranke durchbrechen können. Kein Wunder, rückt die Frage immer stärker in den Vordergrund, wie Anwender und Umwelt vor möglichen schädlichen Auswirkungen der Nanotechnologie geschützt werden können.

Obwohl mit Nanotechnologie behandelte Produkte weltweit zunehmen, hinken Gesetzgebung und Forschung hinterher. Weder gibt es eine Auszeichnungspflicht für entsprechende Produkte, noch ist hinlänglich erforscht, wie am Ende ihres Lebenszyklus mit ihnen umzugehen ist. Metalle sind nicht verbrennbar – nicht einmal in Nanogrösse. Was passiert mit ihnen im Recycling oder in der Kehrichtverbrennungsanlage?

Klar ist im Moment einzig dies: Im Zusammenhang mit «Zwergteilchen» stellen sich für die Entsorgung und Wiederverwertung heute mehr Fragen, als dass es Antworten darauf gäbe. Wir betrachten es deshalb als unsere Aufgabe, die Entwicklungen in diesem Bereich im Auge zu behalten.

Im Zusammenhang mit «Zwergteilchen» stellen sich für die Entsorgung und wiederverwertung heute mehr Fragen, als dass es Antworten darauf gäbe.

Mensch und Elektrogerät

Der kontrollierte Mensch – umgeben von Elektrogeräten

Ein Wachstumsmarkt ist die menschliche Gesundheit schon länger – und insbesondere für Gerätehersteller zunehmend attraktiver.

Kleine, tragbare Messgeräte zeichnen die sportlichen Aktivitäten ihrer Träger auf, analysieren und dokumentieren dabei auch Werte wie Herzfrequenz oder Schlafdauer und -tiefe. Laut der jährlichen «Watson-Prognose» des IT-Konzerns IBM sollen die Geräte bis 2020 noch «smarter» werden: In Form von implantierbaren Chips «screenen» sie ihre Träger permanent und laden die gemessenen Daten rund um die Uhr in die Cloud. Weicht ein gemessener Wert vom Normalwert ab, kann automatisch ein Arzt alarmiert und aufgeboten werden. Noch sind solche internen «Gesundheitsdetektive» Zukunftsmusik – doch utopisch sind sie keineswegs. Bereits heute erfreuen sich die tragbaren Messgeräte grosser Beliebtheit, auch sind sie für die breite Masse erschwinglich. Wir beobachten auch diesen Trend genau, denn letztlich gehören diese Geräte in die Kategorie Haushaltgeräte – und wir setzen uns dafür ein, dass für diese die vorgezogene Recyclinggebühr erhoben wird.